Hanomag Dampflokomotiven

Die Lokomotive „Ernst-August” führte am 11. Juli 1846 den Eröffnungszug von Hannover nach Hildesheim. Es die erste Maschine aus der Fabrik von Georg Egestorff, der später zweitgrößten Lokomotivschmiede Europas. Bei der Probefahrt war die „Ernst-August” in 56 Minuten von Hannover über Lehrte nach Celle gedampft. Nach einem 1861 erfolgten Umbau in eine dreiachsige Güterzug-Tenderlok blieb sie bis 1872 im Dienst.



 

Bekanntmachung

Bekanntmachung

 

Bekanntmachung

Bekanntmachung

Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 5. d. M. bemerken wir hiermit ausdrücklich, dass nach einer von königl. Eisenbahn-Direction ergangenen Verfügung die am 11. d. M. stattfindenden Extra-Züge, insbesondere der dort bezeichnete, praecise 12 Uhr Mittags von hier nach Lehrte abgehende Extra- Zug, nur für die an dem Fest-Diner Theilnehmenden bestimmt sind, und zwar gegen Vorzeigung der Fest-Charte...."




Natürlich durfte nicht jeder auf der Eröffnungsfahrt auf der Hildesheim-Lehrter Eisenbahn dabeisein, dafür hatte das erwählte Commitee” gesorgt, und natürlich sollte auch der eigesetzte Zug, dem Anlass entsprechend, etwas Besonderes sein. Was lag also näher, als die, gerade drei Wochen alte Lokomotive „Ernst August" vor den Zug zu spannen? Ihre „in jeder Beziehung ausgezeichnete Güte" hatte die erste in der Maschinenfabrik des Herrn G. Egestorff in Linden gebaute Lokomotive kurz zuvor auf einer rekordverdächtigen Testfahrt auf der Strecke Hannover-Lehrte-Celle unter Beweis gestellt.


Model der Ernst-August

 

Trotzdem es bei der Hannoverschen Eisenbahn eigentlich unüblich war, die Lokomotiven mit Namen zu versehen, trug die erste Egestorff-Lok den königlichen Namen „Ernst August", selbstverständlich mit dessen huldvoller Genehmigung. Die dreiachsige Personenzug-Lokomotive, an der nur die mittlere Achse angetrieben war, hatte ein Dienstgewicht von 21,9 t und kostete 11.500 Reichstaler, also 34.500 Reichsmark. 15 Jahre nach ihrer Indienststellung wurde sie zur Güterzuglok mit Tender umgebaut. Das Bild zeigt ein 1935 gebautes, funktionstüchtiges Dampfmodell.



 

Georg Egestorff

In den folgenden Jahren entwickelte sich die Firma Egestorff, nach dem Tode des Firmengründers in „Dr. Strousberg, vorm. Georg Egestorff" und später in „Hannoversche Maschinenbau Aktiengesellschaft" umbenannt, zum zweitgrössten Lokomotiven- produzenten Europas. Vor allem Dr. Bethel Henry Strousberg, ein Großgrundbesitzer und Industrieller aus Ostpreussen verstärkte das Lindener Engagement im Lokomotivbau um ein Vielfaches. Dr. Strousberg führte unter anderem eine Art Fließfertigung für Lokomotiven ein. Außerdem ließ er, um den Personalbedarf des Unternehmens zu decken, die damals grösste Arbeitersiedlung Deutschlands „Klein-Rumänien" bauen. Diese Siedlung wurde 1937 abgerissen. An ihrer Stelle entstand die Halle 1, die selbst heute noch durch ihre gewaltigen Ausmaße beeindruckt.


Protrait Dr. Strousberg

 

Strousbergs Imperium betätigte sich allerdings nicht nur als Lokomotivbauer, sondern auch in der Rohstoffgewinnung, dem Bau von Schienenwegen und Waggons und auch der Stahlerzeugung und dem Betrieb der fertigen Eisenbahnanlagen. Dass dieses vielschichtige Geschäft mit großen Risiken verbunden war, dürfte klar sein. Die enormen Probleme beim Bau von Schienenwegen in Osteuropa, mangelnde Ausstattung mit Kapital, Neid und Missgunst, aber auch eigene Fehleinschätzungen ließen Strousberg in immer tiefere Schwierigkeiten geraten. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 brachte Strousberg schliesslich zu Fall. Seine Lokomotivproduktion hatte er vorher jedoch an ein Bankenkonsortium verkaufen können. 1871 wurde daraus die „Hannoversche Maschinenbau Actien-Gesellschaft, vormals Georg Egestorff".


 

Protrait Erich Metzeltin

Zu damaliger Zeit hatte jedes größere Unternehmen eine eigene Telegraphenadresse. Die der Hannoverschen Maschinenbau-Actien-Gesellschaft lautete sinnvollerweise „Maschinenfabrik". Da sich der Lokomotivbau immer mehr zum Exportgeschäft entwickelte, wurde immer mehr Geld für überseeische Kommunikation ausgegeben. Zum Verständnis: Ein Wort in einem Überseetelegramm kostete bis zu 15 Reichsmark. „Maschinenfabrik" wurde, da es mehr als zehn Buchstaben hatte, als zwei Worten gezählt, kostete also bis zu 30 Reichsmark. Der 1901 in das Unternehmen eingetretene Oberingenieur Erich Metzeltin hatte hierzu eine pfiffige Idee. Er verkürzte die Adresse, indem er nur noch die Anfangsbuchstaben der Firma benutzte:

Hannoversche Maschinenbau - Actien - Gesellschaft
wurde zu

HANOMAG.

Feierliche Übergabe der 10.000 Hanomag Dampflok

 

Das war allerdings nicht der einzige Verdienst des Erich Metzeltin. Seine Erfolge als Verkäufer und Konstrukteur belegen nicht nur diverse Diplome und Medaillien sondern auch der Aufschwung, den die Hanomag in der Zeit seines Wirkens nahm. Nachdem Metzeltin im Jahre 1924 von seinem Vorstandsposten zurücktrat, blieb er dem Unternehmen als Aufsichtsrat bis 1931 treu. Das selbe Jahr markiert auch das Ende der Loko- motivenproduktion. Bis dahin hatten 10.765 Loks die Hallen in Hannover verlassen.



 

Hanomag Garrat NGG 13

Auch heute noch sind im Museumsbahnbetrieb viele Hanomag-Dampfloks in Betrieb. Diese Loks haben teilweise recht abenteuerliche Geschichten. Zu nennen wäre hier zum Beispiel die perfekt restaurierte Garratt NGG 13, die sich in der Schweiz im Besitz der Schinznacher Baumschulbahn befindet. Diese gehörte zu einem Los von zwölf Maschinen, die 1927 für die Südafrikanische Eisenbahngesellschaft mit einer Spurweite von nur 610 mm gebaut wurden. Drei davon fanden in den Jahren 1985 bis 1988 den Weg zurück nach Europa. Da die Lok mit der Nummer 60 gerade eine ziemlich frische Kessel-Renovierung hinter sich hatte, war sie eine ideale Kandidatin für die Museumsbahn der Schinznacher Eisenbahnfreunde. Nach erfolgter Komplettrestaurierung versieht sie auch heute noch ihren (sehr viel leichteren) Dienst wie in alten Zeiten.


Buch Dampfloks aus Hannover-LInden

 

Weitere Informationen, Bilder und detaillierte technische Angaben zu Hanomag Dampfloks werden Ende 2009 in einem weiteren Buch der Hanomag-Edition erscheinen.

Dampfloks aus Hannover-Linden
Egestorff – Strousberg – Hanomag

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